„Jetzt haben die Griechen schon wieder ein Hilfspaket bekommen!

Sollen die doch mal was schaffen, statt es sich auf unsere Kosten gut gehen zu lassen!“

So lautet der Mainstream, den wir laufend zu hören bekommen.

Als die Griechen noch als Gastarbeiter zu uns kamen, galten sie als fleißige, zuverlässige Arbeitskräfte.

Wie geht es den Griechen wirklich?

In den Geschäftsstraßen der Städte sind viele Läden geschlossen. Die Menschen haben nur noch Geld, um sich das Lebensnotwendigste zu kaufen.

Seit 2009 stieg die Arbeitslosigkeit von 7% auf heute 25%. Die Jugendarbeitslosigkeit ist die größte in Europa. Sie liegt bei 53 %.

Nur wer 2 Jahre lang einen Beitrag in die Arbeitslosenkasse eingezahlt hat, bekommt 1 Jahr lang Arbeitslosenhilfe. Danach gibt es nichts mehr.

Immer mehr Menschen haben ihre Ersparnisse aufgebraucht. Sie haben ihre Wohnung verloren und leben bei Eltern oder Verwandten.

Die Obdachlosigkeit steigt und die Suppenküchen für Arme werden von immer mehr Menschen aufgesucht.

Viele können keinen Krankenkassenbeitrag mehr bezahlen und haben ihre Krankenversicherung verloren. Kranke Menschen sterben, weil sie sich keine ärztliche Versorgung leisten können. Lebenswichtige Medikamente fehlen.

Die Anzahl der Säuglingssterblichkeit ist um 25% gestiegen, da viele Frauen ihre Kinder zu Hause auf die Welt bringen müssen: Die klinische Entbindung ist für sie zu teuer.

Die Anzahl der Kinder mit zu geringem Geburtsgewicht stieg um 19% und die Kindersterblichkeit um 43 %.

Eine Ursache dafür ist der chronische Hunger, der sich in Griechenland zunehmend ausbreitet.

Schwere Depressionen sind um das 2,5 fache und die Selbstmordrate um 45 % gestiegen.

Die Ursachen der hohen Staatsverschuldung

  1. Strukturelle Ursachen

Griechenland war schon immer ein agrarisch geprägtes Land mit geringer industrieller Produktion. Die Haupteinnahmen stammen aus dem Tourismus. Damit gehörte Griechenland von Anfang an zu den ärmsten Ländern der EU.

Durch die Einführung des Euro wurde diese Position verstärkt. Da die griechische Industrie nicht wettbewerbsfähig war, gingen viele Betriebe bankrott. Immer mehr Waren mussten importiert werden.

Dieser Importüberschuss führte zu einer zunehmenden Verschuldung.

  1. Folgen der Wirtschaftskrise

Die Immobilienkrise in den USA löste eine weltweite Bankenkrise aus, da die „faulen Kredite“ weltweit zwischen Banken ge- und verkauft worden waren um Spekulationsgewinne zu machen.

Die Politiker sahen sich gezwungen, die Banken zu retten. Dafür setzten sie Steuergelder ein. Dies führte zu Einsparungen in sozialen Bereichen und beim Ausbau der Infrastruktur. Trotzdem mussten Schulden gemacht werden. Dies traf vor allem arme Staaten wie Griechenland hart.

Die Verursacher der Krisen wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Darum wird weiter spekuliert und Großanleger und Spekulanten machen weiterhin riesige Gewinne.

Die Gewinne machen die Großanleger und Spekulanten, die Verluste müssen die Normalbürger abbezahlen.

  1. Spekulanten wetten auf  Zahlungsausfall

Griechenland verkaufte Staatsanleihen um Geld für die Bankenrettung zu bekommen. Die Käufer der Staatsanleihen versicherten sich gegen einen Kreditausfall: Sie erhielten gegen eine Prämie CDS: Credit Default Swaps.

Spekulanten, die keine Staatsanleihen kauften, also Griechenland auch keinen Kredit zur Verfügung stellten, kauften ebenfalls CDS.

Je mehr CDS gekauft wurden, umso teurer wurden die Prämien. Dadurch stiegen für Griechenland die Zinsen für neue Kredite. Mit den Zinsen stiegen auch die Schulden.

Die Staatsverschuldung von Griechenland nahm weiter zu.

Rating-Agenturen stuften Griechenland von AAA- auf C herab. Die Zinsen für Staatsanleihen erhöhten sich in kurzer Zeit auf über 16 %.

Griechenland gerät in eine ausweglose Lage.

  1. Hausgemachte Ursachen

Verbreitet sind:

  • Steuerhinterziehungen
  • Korruption
  • Hohe Militärausgaben

Genau wie bei uns in Deutschland können nur Selbstständige Steuern hinterziehen. Arbeiter und Angestellte erhalten einen Nettolohn.

Doch Steuerhinterziehung ist keine typisch griechische Eigenschaft. In allen Staaten bringen Reiche und Superreiche ihr Geld in Steuerparadiese. Man denke nur an die Steuer-CDs aus der Schweiz.

Auch die Korruption kann nur von denen betrieben werden, die Geld oder Macht haben.

Die hohen Militärausgaben wurden lange Zeit von der EU gelobt. Schließlich verdienten deutsche und französische Waffenschmieden gut daran. Auch verlangt die NATO, dass die Militärausgaben nicht gekürzt werden.

 

Die „Hilfspakete“ von EU, EZB und IWF

Kredite für Bankenrettung gegen Sparauflagen für das Volk

Die europäischen Regierungen hatten Angst, dass zahlungsunfähige griechische Banken andere europäische Banken mit in den Ruin ziehen könnten. Darum erhielt Griechenland 2010 das erste „Hilfspaket“.

Es diente nur dazu, die Schulden der Banken zu tilgen. Das Volk erhielt nichts davon.

Dabei handelte es sich bei dieser „Hilfe“ nicht um ein Geschenk, sondern um einen zinsgünstigen Kredit, der die Staatsverschuldung weiter erhöhte. Für diese „Hilfe“ bekamen die Menschen „Strukturanpassungsprogramme“ auferlegt.

Das Strukturanpassungsprogramm: es beinhaltet

  • Sparmaßnahmen bei öffentlichen Ausgaben. Dies betrifft die Unterstützung sozial Schwacher, das Bildungs- und Gesundheitswesen, Kürzungen von Renten und Minimallohnniveau.
  • Erhöhung der Mehrwertsteuer. Sie trifft die Armen mehr als die Reichen. Diese wurden wie immer verschont.
  • Privatisierung von öffentlichem Eigentum. Der Verkauf soll Geld in die Staatskasse bringen, um die Schulden zu tilgen. Doch dies führt auch zu verminderten Einnahmen des Staates.

Die Reichen haben ihr Geld ins Ausland geschafft.

Der Klein- und Mittelstand muss zahlen und verarmt.

Doch an dieser „Austeritätspolitik“ halten die „Helfer“ fest. Dies gilt besonders für Deutschland.

Auch die beiden folgenden „Hilfsprogramme“ in Form von Krediten gibt es nur gegen weitere Sparmaßnahmen. Diese Kredite werden benötigt, damit Griechenland seine Schulden tilgen kann – und nur in geringen Maßen für eine wirtschaftliche Erholung!

Durch die Kredite und Zinsen wachsen die Schulden weiter!

Gewinner sind die Kreditgeber – sie verdienen an den Zinsen.

Wie soll ein Land mit dieser Politik wieder wirtschaftlich erfolgreich werden?

Aus diesen Gründen hatten die Griechen bei der letzten Wahl die etablierten Parteien abgewählt und bei der Volksabstimmung im Juli für „Oxi“ gestimmt.

 

Die „faulen“ Griechen?

Griechenland und Deutschland im Vergleich

Die Zeit: „Die Mär von den faulen Griechen ist eine Mär.“, 18.06.2015

 

 

Griechenland

Deutschland

Durchschnittliche Wochenarbeitszeit

41.9 Stunden

35,3 Stunden

Jährliche Arbeitszeit

2004 Stunden

1393 Stunden

Durchschnittlohn / Stunde

23.900 Euro im Jahr

Westen: 18 – 22 Euro

Osten: 15 Euro

42.400 Euro im Jahr

Urlaubstage

23

30

Renteneintrittsalter

real

64,4 Jahre

61,9 – Erhöhung auf 67 Jahre

65,1 Jahre

61,5 – Erhöhung auf 67 Jahre

Durchschnittsrente, Netto

Die Welt.de

958 Euro

Westen: 734 Euro

Osten: 896 Euro

 

 

 

 

Was geschieht mit 86 Mrd. Euro aus dem 3. „Hilfspaket“?

25 Mrd. Euro   Rekapitalisierung von griechischen Banken

54 Mrd. Euro   Tilgung von Schulden und Zinsen

7 Mrd Euro:     Abbau von Zahlungsrückständen der griechischen Regierung an heimische Unternehmen.

 

Gelder der ersten 2 „Hilfspakete“: 240 Mrd. Euro

140 Mrd Euro:  Schuldentilgung

50 Mrd. Euro:  Bankenrettung

15 Mrd. Euro: Rückkauf von Staatsanleihen

15 Mrd. Euro:  Deckung des laufenden Haushaltsdefizits (Lohnzahlung, Zahlung von einheimischen Unternehmen)

Der Rest wurde nicht ausgezahlt.

 

Geld für Investitionsprogramme und Sozialhilfen fehlt.

 

Quelle: SWP, 19.8.2015