Flucht-Hintergründe

Im 1. Weltkrieg:

Das Sykes-Picot-Abkommen im Ersten Weltkrieg                                                                                                    

Während dem 1. Weltkrieg wurden die Grenzen zwischen einigen Staaten des Nahen Ostens durch die Briten und Franzosen künstlich auf dem Reißbrett gezogen.

Auf die Bevölkerung und ihre Zusammengehörigkeit wurde keine Rücksicht genommen. So befinden sich heute die Kurden in 4 Staaten (Türkei, Syrien, Iran, und Irak) und Sunniten und Schiiten in gemeinsamen Staaten (Irak, Syrien,u.a.).

Hier liegen die Wurzeln für viele Konflikte.

Die IS will die alten Grenzen des „Großsyrischen Reiches“ wieder herstellen.

 

Irak

Saddam Hussein gehörte einem sunnitisch-arabischen Stamm an.

1979 wurde er Staatspräsident des Irak.

1980 – 1988:            1. Krieg: Irak gegen Iran

Der Irak greift den Iran an.

Saddam Hussein will die Grenze verschieben, um iranische Ölquellen in Besitz zu nehmen.

Russland, China, USA, Frankreich, Deutschland u.a. unterstützen Saddam mit Waffen- und Giftgaslieferungen.

Nach dem Sturz des Schahs von Persien durch das iranische Volk übernahm Ayatollah Khomenie 1979 die Macht im Land und gründete einen islamischen Staat.

Seither war der Iran ein Staat, der nach Ansicht des Westens isoliert und bekämpft werden muss.

 1988: Waffenstillstand

Es gab hunderttausende Tote auf beiden Seiten. Aber Saddam Hussein hatte sein Ziel nicht erreicht.

Trotz seiner großen Erdölvorkommen war der Irak hochverschuldet.

1990:          2. Krieg: Irak gegen Kuwait und USA

Saddam Hussein marschierte mit seiner Armee in Kuwait ein um dort die Ölquellen in Besitz zu nehmen.

Die USA fühlen sich in ihren nationalen Interessen bedroht, da die arabischen Golfstaaten ihre Hauptlieferanten für Erdöl sind.

Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete eine Resolution gegen Saddam Hussein.

Es entstand ein Koalitionsbündnis aus 34 Staaten unter Führung der USA (unter Bush senior). Auch Syrien war beteiligt.

17.1 1991:

Einmarsch des Militär-Bündnisses in den Irak.

6 Wochen später war Saddam Hussein besiegt.

 

Das umfassende Wirtschaftsembargo und seine Folgen:

Es wurde ein umfassendes Wirtschaftsembargo gegen den Irak verhängt:

Es gab Flugverbotszonen und strenge Einfuhr-Kontrollen.

Auch Medikamente, Chlor zur Trinkwasserdesinfizierung und ähnliches wurden nicht mehr geliefert, da damit angeblich ABC-Waffen hergestellt werden könnten.

Die Auswirkungen auf das irakische Volk waren verheerend:

Krankheiten, Seuchen, Armut und Hunger breiteten sich aus. UNICEF errechnete 90.000 zusätzliche Todesfälle pro Jahr durch die Sanktionen.

Betroffen waren vor allem Kinder.

Die USA und die Briten setzten während des Krieges uranhaltige Munition ein.

Noch heute erkranken und sterben viele Iraker an Krebs, der durch die Strahlung verursacht wird.

Der Hass auf die westlichen Staaten verbreitete sich.

Der Grundstein für den „Islamischen Staat – IS“ wurde gelegt.

Die USA warfen Saddam Hussein vor, er produziere Giftgas. (Dies konnte aber nach dem Einmarsch nie bestätigt werden.)

 

9.11.2001: Terror-Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon.

19.3.2003: 3. Krieg: USA gegen Irak

Ohne UN-Mandat marschieren die USA (unter Bush junior) und die Briten in den Irak ein.

Es beginnt ein völkerrechtswidriger Krieg.

Nach 1 Woche ist Saddam Hussein besiegt und gestürzt.

Der Sunnite Hussein protegierte während seiner Regierungszeit seinen sunnitischen Stamm. Alle Regierungsmitglieder und seine Elite-Armee waren Sunniten.

Die Schiiten im Land wurden benachteiligt und unterdrückt. Viele wurden politisch verfolgt.

Der Sturz von Hussein bedeutete die Entmachtung aller seiner sunnitischen Anhänger.

Die USA unterstützen eine neue Regierung aus Schiiten.

Diese, unter Hussein unterdrückte Bevölkerungsgruppe, übte nun Rache an den Sunniten.

Viele Sunniten gingen in den Untergrund. Sie wurden vom sunnitischen Bevölkerungsteil des Iraks unterstützt.

Ehemalige Elite-Soldaten und Generäle von Saddam Hussein schlossen sich dem IS an. Dieser wurde durch die Beteiligung dieser gut ausgebildeten Soldaten sehr erfolgreich.

Die verfeindeten Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher muslimischer Ausrichtung bekämpften sich. Chaos brach aus.

Unter dem Schiiten Maliki privatisieren die USA irakische Ölquellen. Sie gingen in den Besitz von Shell, BP, Hallifax u.a. Konzernen über.

Der IS als Widerstandsbewegung erstarkte zunehmend. Sie fand viele Anhänger unter der verarmten sunnitischen Bevölkerung.

 

Syrien

Baschar-al-Assad gehört, wie der Großteil der syrischen Elite, der Religionsgemeinschaft der Alawiten an.

Sein Vater wurde 1971 Staatspräsident von Syrien und vererbte 2000 dieses Amt auf seinen Sohn Baschar.

Der Putsch, durch welchen der Vater von Baschar-al-Assad an die Macht kam, führte zur Gründung einer Oppositionsgruppe: der irakischen Muslimbrüderschaft. Ihre Mitglieder sind Sunniten.

Seit 1980 unterstütze Assad die Hisbollah im Libanon in ihrem Kampf gegen Israel.

Februar 2011:

Mit dem „arabischen Frühling“ begannen auch in Syrien Jugendliche gegen die Diktatur zu demonstrieren. Sie wurden ins Gefängnis gesperrt. Dies rief massive Proteste hervor, und Assad ließ Panzer gegen die Bevölkerung einsetzen.

Ein Flächenbrand wurde ausgelöst.

Juli 2011:

Gründung der Widerstandsgruppe „Freie syrische Armee“ aus unterschiedlichen Gruppen: desertierte Soldaten der Armee von Assad, Mitglieder der Muslimbrüderschaft und andere, vor allem sunnitische Widerstandskämpfer.

Beide Seiten verüben Überfällen auf Dörfer, Entführungen, Folter und Morde, auch an unbeteiligten Menschen.

Verarmte Bauern, die ihr Land verloren haben, gingen zu Rebellen. Sie hofften auf Sold oder Einnahmen durch Plünderungen.

Immer mehr Menschen wurden von einzeln agierenden Soldatentrupps und der Armee Assads gewaltsam in den Krieg einbezogen, teils weil sie Partei für eine Seite ergriffen hatten, teils weil sie geplündert werden sollten, teils weil sie der „falschen“ Religion angehörten.

Die einzelnen Widerstandgruppen agieren autonom. Es gibt keinen gemeinsamen Befehlshaber.

Internationale Organisationen verhängten Wirtschaftsanktionen gegen das Regime Assad.

Die USA unterstützen die sunnitischen Milizen mit militärischer Ausbildung und Waffen. Doch sie können die vielen Splittergruppen nicht kontrollieren.

Viele der fundamentalistischen sunnitischen Mitglieder der Milizen schließen sich der erfolgreichen IS an und liefern ihr die amerikanischen Waffen ab.

Seit 2012:   Stellvertreterkrieg

 

Auf der einen Seite:             USA, Europa, Türkei, Saudi-Arabien und Israel.

Auf der anderen Seite:         Assad, Russland, China, Iran und die Hisbollah im Libanon.

 

Sarkozy initiiert die Gründung der „Freunde des syrischen Volkes“.

Das Ziel:         Der Sturz von Assad.

Der Weg:        Aufbau einer Opposition, die nach dem Sturz von Assad die Macht in Syrien übernehmen soll.

Der Grund:   Mit dem Sturz von Assad soll die Unterstützung der Hisbollah beendet und der Iran weiter isoliert

 

Es finden 2 Syrien-Konferenzen statt, ohne Russland, China und Assad – ohne Ergebnis.

Die isolierten, aber flächendeckenden Kämpfe breiteten sich immer weiter aus. Gewinner und Verlieren wechselten.

 Assad konzentrierte seine Armee auf das Kerngebiet der Alawiten im Norden des Irak. Dadurch entstand ein Machtvakuum im Süden.

30.10.2015

Syrien-Konferenz in Wien.

Die IS marschierten ohne großen Widerstand der Bevölkerung im Süden von Syrien ein und besetzten große Gebiete.

Kämpfe fanden fast nur gegen die Kurden statt.

Die IS beseitigt die künstlich gezogenen Grenzen. Sie will in den alten Grenzen das „Kalifat Großsyrien“ ausrufen.

 

Die Flucht

Immer mehr Menschen flüchteten vor den Kämpfen in die Nachbarstaaten: Türkei, Jordanien, Libanon.

Hier leben Millionen von Menschen in riesigen Lagern. Der Unterhalt, die Ernährung und hygienische Versorgung der Menschen kosten sehr viel Geld.

Die humanitären Mittel, die von UN, Regierungen, Privatorganisationen und Spenden zur Verfügung gestellt wurden, reichen aber nicht mehr aus.

Es sind zu viele Menschen. Sie hungern, frieren und werden krank.

Darum machen sich immer mehr auf den Weg nach Europa.

 

Quellen:

Lüders: Wer den Wind sät, 2015

Wikipedia

Verschiedene Zeitungsartikel aus dem Internet